BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

EXISTENZ

 

 

Im letzten Kusen sprachst du von 'tare', der Person, die mich unterstützt und bewahrt. Meister Rinzai hat etwas Ähnliches gesagt ‚'der Mensch ohne Rang und Namen‘. Das könnte den Eindruck erwecken, dass es sich um etwas Substanzielles handelt.

Nein, eben nicht. Der Mensch ohne Rang ist ohne Substanz. Am besten wird mit 'tare' auf ihn hingewiesen. Dieser Jemand: Wer ist es?

Aber er ist etwas.

Nein, er ist nicht etwas. Er ist ein Wer?, der nicht in etwas eingeschlossen werden kann. Eno fragte Nangaku: „Was kommt da?“ Er fragte nicht: „Wer kommt da?“, sondern „Was?“ „Was kommt da?“ „Was ist das?“ Nangaku meditierte sieben Jahre lang über dieses Was?. Dann hat er nicht geantwortet: „Jetzt weiß ich es: Ich bin es!“ Er hat auch nicht gesagt, es sei die Buddha-Natur. Er hat einfach geantwortet, dass man auf diese Frage nicht antworten kann. Aber diese Nicht-Antwort ist wunderbar. Sie ermöglicht es uns, mit dieser Praxis weiterzumachen, ohne sie mit unseren geistigen Kategorien zu beschmutzen.

Wer praktiziert? Die Praxis selbst, nicht ich. Sie geht über mich selbst hinaus. Und in diesem Moment begegnet man dem wahren Zazen, d.h. dem Zazen, das wirklich Befreiung und Erwachen ist. Das Zazen, das uns mit dem harmonisiert, was man '‚Buddha-Natur‘ nennt. Aber das ist nicht etwas. Das ist eine Seinsweise, eine Art zu funktionieren. Alle Wesen in wechselseitiger Abhängigkeit. Man kann da nichts erfassen.

Das heißt aber nicht, dass nichts existiert. Dieses Dasein in völliger Wechselbeziehung wird zur Quelle des Mitgefühls. Man kann sich in den anderen hineinversetzen und bleibt nicht in seinem Selbst, auf seiner eigenen Position stecken, sondern hat Mitgefühl mit und Respekt für alle lebenden Wesen. So kann man leben und die Gebote ganz natürlich respektieren, ohne an sie zu denken.

Also ist 'tare' nur ein anderer Name für Leerheit?

Für die Existenz ohne Substanz. Ich mag Nomen nicht. ‚'Leerheit' ist auch ein Nomen. Leerheit ist eine Seinsweise.

Wie 'tare'.

Genau. Aber 'tare' bleibt eine Frage, es sperrt nicht ein. Der Ausdruck, der dem am nächsten kommt, ist inmo, das, was erscheint, so wie es ist - bevor man es beschreibt, bevor man es in ein Konzept einschließt. Man kann es in Zazen erfahren und damit in Harmonie leben, indem man einen offenen Geist hat. - Das ist die Bedeutung der Haltung der Hände in Zazen, die offen bleiben und nichts ergreifen.

Kann man sich dessen bewusst sein, wenn man es während Zazen erfährt, oder ist das jenseits des Bewusstseins?

Man kann sich bewusst werden, dass sich die Funktionsweise des Geistes geändert hat. Man spürt eine Öffnung, ein Loslassen. Aber man muss aufpassen, dass man sich nicht an diese Erfahrung klammert. Eine Erfahrung wird zerstört, wenn man sich an sie klammert, z.B. wenn ihr während Zazen plötzlich denkt: „Ah! Das ist jetzt also Hishiryo!“. Man muss immer weitergehen, darüber hinausgehen. Deshalb sage ich, dass Nomen gefährlich sind. Ich mag lieber Verben: ‚'darüber hinausgehen‘, '‚loslassen‘. Das sind Verben, die auf eine Bewegung hindeuten, auf eine Bewegung des Geistes, der auf nichts stagniert. Das ist die Praxis, gyo. Gyo ist ein Verb des Handelns: ‚'gehen‘, ‚'vorangehen‘, ‚'gemeinsam darüber hinaus gehen‘.


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