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Fragen und Antworten

 

HANNYA SHINGYO

 

Du hast gesagt, dass wir das Hannya Shingyo auf Chinesisch singen. Ich habe manche sagen hören, es wäre sino-japanisch oder auch Sanskrit.

Ursprünglich ist das Hannya Shingyo in Sanskrit geschrieben worden, weil die meisten Sutras, zumindest die ältesten, aus Indien stammen. Später wurden sie an die chinesische Sprache angepasst. Die Japaner singen sie entweder auf Japanisch oder auf Chinesisch, aber auf japa-nische Art. Das Hannya Shingyo ist nicht völlig chinesisch oder japanisch, sondern ein alt-chinesischer Text, der japanisch ausgesprochen wird.

Der wichtige Aspekt beim Singen ist, völlig hier und jetzt auf den Gesang und die Aussprache konzentriert zu sein und sich mit den anderen zu harmonisieren. Ich sage manchmal, man singt nicht nur mit dem Mund, sondern auch mit den Ohren: Man achtet darauf, im gleichen Rhythmus zu singen wie die anderen und nicht lauter oder leiser. Wie alle Zeremonien hat auch diese Zeremonie die Aufgabe, die Gemeinschaft zu harmonisieren. Wenn man gemeinsam singt, wird man eins.

Im Grunde sind wir getrennte und unterschiedliche Individuen, aber durch unsere Praxis gehen wir über unser Ego hinaus. Wir handeln und praktizieren ausgehend von dem, was in jedem von uns universell ist, was wir mit allen gegenseitig teilen. Dies ist auch ein wichtiger Punkt der Zeremonie, den alle Sutras, die wir singen, ausdrücken. Sie drücken die Buddha-Natur aus, die wir alle gemeinsam haben.

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Im Hannya Shingyo ist die Rede von 'kein Werden, kein Vergehen, kein Alter und kein Tod’. Könnte man das in Zusammenhang bringen und sagen, dass die Augenblicke so kurz sind, dass sie keine Zeit haben, weder zu werden noch zu vergehen.

Dass es keine Geburt und keinen Tod gibt, bedeutet nicht, dass es keine Existenz gibt. Aber diese augenblickliche Existenz existiert zum einen auf eine einzigartige Art und Weise, und auf der anderen Seite ist sie aufgrund der wechselseitigen Abhängigkeit mit allen Punkten der Vergangenheit verbunden. Aufgrund der wechselseitigen Abhängigkeit ist unsere augenblickliche Existenz mit einer unbegrenzten Vergangenheit verbunden, deren Ursprung man nicht erfassen kann. Das ist die Nicht-Geburt. Man kann nicht die Grenze der wechselseitigen Abhängigkeit erfassen. Das ist die Nicht-Geburt. Die Grenze der wechselseitigen Abhängigkeit kann man nicht erfassen. Aber zugleich ist dieser Augenblick in der Abfolge völlig einzigartig. Er ist auf der einen Seite absolut, völlig einzigartig in seinen eigenen Charakteristika, und zugleich macht ihn die ganze Kette von Abhängigkeiten einzigartig, die ihn herbeigeführt haben.

Zum Beispiel kann man all das, was dazu beigetragen hat, dass ich dir hier und jetzt gegenüber sitze, nicht bis zum Ursprung zurückverfolgen. Man kann den Ursprung davon nicht erfassen. Das schafft eine Situation, in der du und ich völlig unterschiedlich sind. Jeder ist in einer einzigartigen dharmischen Position. Aber zugleich kann man den Ursprung nicht erfassen. Denn er ist mit der Existenz vor Beginn des Kosmos verbunden. Das ist die Nicht-Geburt. Darin sind wir uns ähnlich. Deine Existenz und meine Existenz sind beide ohne Geburt. Aber diese Nicht-Geburt führt zu einer Situation, in der du bist, wie du bist, und ich so bin, wie ich bin. In diesem Punkt unterscheiden wir uns. Es gibt beides.




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