BuddhaWeg-Sangha

Mitglied der Association Bouddhiste Zen d'Europe

Mitglied der Deutschen Buddhistischen Union

 

 

zurück zu

Fragen und Antworten

 

MÖNCH

 

Kann man in der Sangha die Praxis eines Mönchs in Frage stellen, weil er sich außerhalb des Dojos in einer Mißfallen erregenden Weise verhält?

Die Praxis findet nicht nur im Dojo statt. Auch der Alltag ist Praxis. Wenn man Mönch ist, sollte man sich nicht sagen: „Ich bin Mönch, also ist alles in Ordnung. Im Alltag habe ich die Freiheit, zu tun, was ich möchte.“ Es ist wichtig, auch im Alltag konzentriert zu sein.

Für die anderen gilt: Es ist nicht gut, einen Mönch und sein Verhalten zu kritisieren. Normalerweise sollte man in der Sangha die anderen nicht kritisieren. Man sollte sich selbst betrachten. Wenn man von dem Verhalten einer Person gestört wird, kann man sich fragen: Was stört mich? - Die Praxis von jemand anderem in Frage zu stellen, ist völlig dumm. Man kann nicht die Praxis von jemand bezweifeln: Wenn er Zazen macht, macht er Zazen. Das kann man nicht messen oder beurteilen.

Aber der Alltag sollte die Aktualisierung von Zazen sein. Das Verhalten im Alltag muß Vertrauen und Respekt erwecken.

--------

Ich möchte Mönch werden. Zumindest spiele ich mit dem Gedanken. Aber dann komme ich immer wieder an eine Schwelle, wo ich mich frage, warum ich mich ordinieren lassen soll. Ich glaube nicht, dass ich mein Leben sehr ändern werde. Ich glaube, dass ich es oft möchte, um ein Kesa zu tragen und um dazu zu gehören.

Als Bodhisattva gehörst du doch bereits dazu. - Aber du gehörst nicht zur Familie der Mönche.

Was mache ich, wenn ich mich zum Mönch ordinieren lasse?

Man muss bereits im Geist und in der Praxis Mönch sein, wenn man um die Mönchs-Ordination bittet. Das heißt bereit sein, alle Anhaftungen an das täglichen Leben für die Praxis aufzugeben. Die Praxis mit der Sangha muss das Wichtigste im Leben werden. Als Bodhisattva hat man bereits alle wesentlichen Gelübde abgelegt, man hat die Gebote erhalten, man trägt ein Rakusu und macht Zazen. Alles ist bereits in der Ordination zum Bodhisattva enthalten. Die Mönchs-Ordination fügt dazu nichts hinzu. Sie bestätigt einfach, dass man bereit dazu ist, auf vieles zu verzichten, um seine Bodhisattva-Gelübde zu erfüllen.

Mönch zu werden bedeutete in der Tradition, shukke zu werden, alles aufzugeben, so wie die Benediktiner, wenn sie ins Kloster gehen: Man gibt seine zivile Kleidung auf, seinen Beruf, seine Familie, seine Kinder, alles - wie Buddha - und geht ins Kloster. Das ist die tiefste und extremste Bedeutung. Seit einem Jahrhundert ist es den Zen-Mönchen erlaubt, ihren Beruf und ihre Familie zu behalten. So geschieht es auch in unserer Sangha.

Wenn man Mönch oder Nonne werden will, muss man spüren, dass die Praxis mit den anderen, mit der Sangha, auf Sesshins und im Dojo das Wichtigste im Leben ist und danach handeln. Und den anderen helfen zu praktizieren, ins Dojo zu kommen, ihnen zu Diensten sein. Man muss diese Art zu praktizieren in seinem Leben vorher üben. Kannst du heute schon so handeln? Dann mache es ganz konkret so, ein Jahr lang zum Beispiel. Wenn du danach siehst, dass es dir damit gut geht, dann bittest du um die Ordination als Bestätigung. Denn in deinem Geist bist du dann bereits Mönch.

Wenn du zuerst um die Mönchs-Ordination bittest und dann versuchst, dem zu ähneln, was ein Mönch sein sollte, kann es sein, dass du dich schuldig fühlst, wenn es dir nicht gelingt, und das Leiden nicht erträgst, das du dadurch um dich herum erzeugst.

Ich rate denjenigen, die Mönch oder Nonne werden wollen, erst einmal damit zu beginnen, das Leben zu erfahren, in dem man der Praxis mit der Sangha keine absolute, aber doch eine große Priorität einräumt.

Das habe ich verstanden.

Handelst du schon so?

Es kollidiert immer mit den Wünschen meiner Familie. Aber ich versuche es.

Schaffst du es trotz dieser Kollisionen, ein Gleichgewicht zu finden, in dem du ausreichend mit der Sangha praktizieren kannst? Oder neigt sich dieses Gleichgewicht eher in Richtung Familie? Dann ist es besser zu warten. Es ist nicht schlecht, sich um seine Familie zu kümmern. Auch das ist eine Praxis des Bodhisattva. Wenn du der ganzen Welt helfen möchtest, musst du erst einmal fähig sein, deiner Familie zu helfen.

-----

Im Ordinations-Workshop haben wir über das Anforderungsprofil für Mönche, Nonne und Bodhisattvas gesprochen. Es ging auch um die Vereinbarkeit von Familie und Ordination als Mönch und Nonne. Es wurde die Meinung vertreten, dass sich das in gewisser Weise ausschließt, zum Beispiel wenn man kleine Kinder hat.

Für mich ist es ein wichtiger Punkt wie die Sangha das Familienleben sieht. Wenn Regeln aufgestellt werden, was Mönche und Bodhisattvas mitbringen müssen, fände ich es im Sinne der Vielfalt schön, wenn es möglich wäre, eine Familie zu haben oder in einer Partnerschaft zu leben.

Ich möchte deine Meinung dazu wissen.

Ich denke, dass es für Mönche und Nonnen einfacher ist, keine Familie zu haben. Es ist einfacher, weil man nicht ständig gezwungen ist, zwischen Familie und Sangha zu wählen. Es ist unendlich viel einfacher. Es gibt zum Beispiel Leute, die gezwungen sind, morgen zu fahren, weil die Familie es nicht erträgt, dass sie neun Tage weg sind. Das Zölibat von Mönch und Nonne wird damit begründet, dass es einfacher ist, sich auf den Weg zu konzentrieren, wenn man alleine ist.

Aber man kann die Dinge auch unter einem anderen Blickwinkel sehen: Die Energie, die man in seine Familie steckt, ist eine Form der Praxis des Weges. Aber das setzt voraus, die Bindung an die Familie zu verändern, und auch, dass die Familie ausreichend erwacht ist. Ideal wäre es, wenn Menschen eine Familie gründen, die den Weg praktizieren. - Das geschieht in der Sangha: Es gibt Familien von Mönchen und Nonnen. Sie ermutigen und unterstützen sich gegenseitig in ihrer Praxis.

Wenn einer der Partner nicht praktiziert, muss man unablässig Kompromisse machen. Das muss man natürlich mit Weisheit tun und sich bemühen, in der Familie die Paramita zu praktizieren, insbesondere die Geduld.

Ich werde niemals eine Regel aufstellen, nach der Mönche und Nonnen nicht heiraten dürfen. Das hat mein Meister nicht verlangt und im Soto-Zen wird es auch nicht verlangt. Aber wenn man Mönch oder Nonne werden möchte, muss klar sein, dass, selbst wenn man eine Familie hat, eine starke Priorität in der Sangha und in der Praxis liegt. Man sollte hinterher nicht immer die Familie als Entschuldigung dafür nehmen, dass man nicht mit der Sangha praktiziert, sonst ist man kein wirklicher Mönch, keine wirkliche Nonne.

Aber man ist auch nicht verpflichtet, Mönch oder Nonne zu werden. Wenn man Mönch oder Nonne werden will, muss man wirklich tief spüren, dass die Praxis mit der Sangha das wichtigste in seinem Leben ist. Wenn man das denkt, ist man bereits Mönch oder Nonne. Wenn man nur die Ambitionen hat, den Titel ‚Mönch’ oder ‚Nonne’ zu haben, oder eine Position in der Sangha haben möchte und nicht den Geist hat, der das Dharma vor das Privatleben stellt, ist man ein falscher Mönch. Dann ist es besser Laienschüler oder Bodhisattva zu bleiben. Das ist viel klarer. Dann ist man nicht ständig im Widerspruch zwischen seinen Gelübden und der Wirklichkeit des Alltags.

Deshalb habe ich in den letzten Jahren gebremst. Früher haben die Leute, die Bodhisattva waren, die Bodhisattva-Ordination als eine niedere Ordination angesehen und die Mönch- oder Nonnen-Ordination als wirkliche Ordination. Sie wurden Bodhisattvas und haben sofort gedacht: ‚Nächstes Jahr werde ich Mönch oder Nonne.’ Das war fast automatisch.

Ich denke, das sollte man nicht mehr machen. Man sollte gut nachdenken, bevor man Mönch oder Nonne werden will: Meint man in der Tiefe seines Geistes, dass die Praxis mit der Sangha das wichtigste im Leben ist? Das muss man wirklich spüren und Vertrauen dazu haben. Das ist keine Verpflichtung. Man ist nicht verpflichtet, Mönch oder Nonne zu sein. Als Mönch oder Nonne zu leben, ist eine besondere Weise, seine Berufung als Bodhisattva zu erfüllen. Aber man kann seine Bodhisattva-Gelübde auch erfüllen, wenn man nicht Mönch oder Nonne ist.

Für mich ist die Bodhisattva-Ordination die wichtigste. Danach gibt es unterschiedliche Arten seinen Bodhisattva-Weg zu leben. Man kann ihn in der Gesellschaft leben oder in der Sangha.

Im Augenblick haben wir noch kein Kloster, um 100% als Sangha zusammenzuleben. Ich glaube auch nicht, dass das wünschenswert ist. Aber auch in dieser Situation muss, selbst wenn man ein Berufsleben oder ein Leben als Paar hat, die Priorität bei der Praxis mit der Sangha bleiben. Da braucht man viel Weisheit und Mitgefühl, um die Dinge kompatibel zu machen.



Kontakt   Juristischer Hinweis