BuddhaWeg-Sangha

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Fragen und Antworten

 

NACHDENKEN

 

Als wir klein waren, hat man uns beigebracht, nachzudenken, bevor wir handeln. Aber was ist, wenn Herz oder Körper schneller sind als der Verstand?

Das hängt davon ab, ob das Herz geläutert ist oder nicht. Was du ‚Herz‘ nennst, ist die spontane Handlung, die Handlung, über die man nicht nachdenkt. Aber man kann spontan jemanden aus Wut oder Eifersucht töten. Spontan zu handeln ist nicht zwangsläufig gut. Die spontane Handlung ist nur günstig, wenn das Herz durch eine lange Praxis gereinigt wurde. Dann kann es ganz spontan Mitgefühl und Wohlwollen für alle Wesen ausdrücken. Für ein erwachtes Wesen, das von den drei Giften befreit ist, ist die spontane Aktion durchaus günstig. Solange wir noch vom Karma, von Bonnos oder einfach von unseren Instinkten konditioniert sind, denken wir besser nach, bevor wir handeln.

Du sagst, dass man dies den Kindern gelehrt hat, als du jung warst. Ich hoffe, dass dies auch heute noch der Fall ist. Das ist die Basis der Ethik. Auch Buddha hat dies seinem eigenen Sohn gelehrt. In einem Sutra spricht Buddha zu Rahula und sagt: „Bevor du handelst, denke über die Konsequenzen deines Handelns nach. Ob es sich um Worte oder Taten handelt, denke über die Auswirkungen nach. Wenn die Auswirkungen positiv sind, das heißt, wenn sie zum Wohlergehen, zum Glück oder zur Befreiung der anderen oder für dich selbst führen, kannst du mit der Sprache oder mit dem Körper handeln. Wenn du aber nachdenkst und siehst, dass deine Handlung ungünstige Auswirkungen haben oder Leiden erzeugen kann, dann darfst du diese Handlung nicht ausführen.“ Ich finde das überaus offensichtlich und hoffe, dass es weiterhin gelehrt wird. Es ist eines der weltweiten großen Prinzipien der Ethik.

Das bedeutet, dass der Verstand alles leitet?

Es ist nicht so, dass er alles leitet, aber man muss ihn auf die richtige Art und Weise benutzen. Man darf nicht glauben, dass Zen gegen den Verstand ist. Es heißt immer, man darf nicht unterscheiden. Aber Dogen und auch Buddha haben gesagt, dass es wichtig ist zu unterscheiden. Man muss unterscheiden, was gut und was schlecht ist.

Beim Zazen gibt man die Unterscheidungen auf, in Zazen befindet man sich in einem Zustand, in dem man keine Entscheidungen treffen muss. Die Bedingungen der Zen-Praxis sind so, dass man keine Entscheidungen treffen muss. Da braucht man sich um nichts kümmern und muss sich keine Gedanken über Entscheidungen machen. Außer manchmal: Wenn man z.B. einen Hustenreiz verspürt, muss man unterscheiden: Es wird mich stören, wenn ich den Husten unterdrücke, dann läuft meine Nase und die Augen tränen. Aber wenn ich huste, wird es alle stören, daher entscheide ich mich dafür, nicht zu husten. Selbst während Zazen gibt es Momente, in den man unterscheiden muss.

Im Kapitel über Bodaishin von Meister Dogen steht, dass es der unterscheidende Geist ist, der Bodaishin auslöst. Der Buddha-Geist, der Geist des Erwachens, ist der Geist, der die Ursachen der Leiden erkennt, und dann entscheidet, das Erwachen zu suchen, um sich vom Leiden zu befreien. Das ist eine gute Unterscheidung, in derartigen Fällen muss man unterscheiden.

Es ist wichtig, dass man vermeidet, nur einen Punkt der Unterweisung zu verstehen und sich an diesen Punkt zu klammern, als wäre er die absolute Wahrheit. Buddhas Unterweisung berücksichtigt die Komplexität. Man darf nicht eine einseitige Haltung annehmen und sagen: „Diese Wahrheit gibt es! Jetzt richte ich mich immer danach.“ In manchen Situationen muss man unterscheiden, in anderen nicht. Aber genau das ist Weisheit: verstehen, wie ich meinen Geist am besten benutze. Welchen Aspekt des Geistes benutze ich je nach Situation? Man kann nicht immer im Zustand des Hishiryo-Bewusstseins sein, auch wenn man es sich wünscht. Man kann nicht immer in derselben Position blockiert bleiben. Das ist Weisheit. Dummheit ist im Gegenteil dazu, auf einer Position verharren zu wollen. Wenn du ein strenges Verhaltensprinzip hast, kannst du dich dem Leben nicht anpassen.



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