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WÜNSCHE

 

 

Ich frage mich, ob es nicht zwei Sorten Wünsche gibt, und zwar die Wünsche des Ego, die von der Erziehung kommen und von all dem, was man erlebt hat, und den tiefen Wunsch des Wesens, das sich entwickeln will und das sich entwickeln kann. Ist das kein Wunsch? Ist das eine Art von Wunsch, die man schützen und kultivieren sollte?

Der Wunsch, sich zu entwickeln, den Weg, Zazen, zu praktizieren, der Wunsch, über seinen Egoismus hinauszugehen, ist sicherlich ein guter Wunsch, ein besserer Wusch als ein egoistischer Wunsch. Aber dieser Wunsch verwirklicht sich nur wirklich, wenn man ihn aufgibt. Wenn du an dem Wusch dich zu entwickeln haftest, wirst du dich überhaupt nicht entwickeln. Dann hast du nur das Ziel verändert: Statt den Männern hinterher zu rennen, rennst du dem Satori hinterher. Das ist ein tieferer, ein erhabener Wunsch, aber es bedeutet immer noch, von etwas abhängig zu sein, immer noch in der Erwartung von etwas anderem zu sein. Sogar in dem Wunsch, sich zu entwickeln, gibt es die Erwartung von etwas anderem.

Die wahre Entwicklung ist, zu sehen, daß es keine Entwicklung braucht, daß die Wahrheit schon hier und jetzt in uns ist. Es ist nicht nötig hinter ihr herzulaufen oder sie in der Ferne zu suchen. Sich entwickeln - im Sinn von Evolution - bedeutet, in einem Zustand zu sein, der verbessert werden muß. Das ist relativ gesehen wahr, z.B. was unser Karma betrifft, gibt es sicher vieles zu verbessern, z.B. die Art zu handeln, aber in der Tiefe, da ist absolut nichts auszuwechseln, von dem, was man ist. Nur wenn man das anerkennt, gibt es wirklich eine Veränderung. Das heißt, dass man in Einheit, in Harmonie mit unserer Realität ist, man erkennt sie an und hört auf, immer einen anderen Zustand zu suchen oder zu erwarten. Das bedeutet, hier und jetzt unsere Buddha-Natur anzuerkennen.

Die Buddha-Natur ist nicht das Produkt der Praxis, ist nicht etwas, das man später realisieren kann. Es ist nur, hier und jetzt zu akzeptieren. Die glänzende Perle anerkennen, die schon da ist. Aber da man nicht sehen will, was ist, da man immer etwas anderes woanders sehen will, ist man nicht in der Lage, seinen eigenen Schatz zu erkennen. Das erzeugt all unsere Wünsche, das Gefühl, daß uns immer etwas fehlt, daß man sich entwickeln muß, mehr spirituell, mehr dies, mehr das.

Es gibt keinen Frieden und keine Befreiung, solange man diesen Wunsch hat. Dieser Wunsch hat sein Gutes: Er bringt uns bis zum Dojo. Es ist besser, auf ein Sesshin zu kommen, als Urlaub zu machen, besser als einen Freund zu besuchen,. Das ist der Verdienst des Wunsches, sich zu entwickeln. Es ist ein guter Wunsch. Aber wenn man einmal über diese Schwelle getreten ist, ist es wichtig, diesen Wunsch aufzugeben. Sonst werden wir ihn niemals verwirklichen.

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Wie nicht das wollen, was man will? Für mich ist es schwierig, das Wünschen loszulassen.

Man kann nicht loslassen wollen. Das hängt nicht vom Willen ab. - In der Praxis von Zazen gibt es an einem bestimmten Punkt eine Veränderung: Nachdem man sich willentlich konzentriert und die Haltung eingenommen hat, ist es ab einem bestimmten Punkt so, als ginge die Praxis, die Haltung von alleine weiter, ohne uns. Zunächst macht man Zazen, schließlich macht man Zazen nicht mehr, Zazen geschieht. Aber das kann man nicht entscheiden, das geschieht. Meiner Meinung nach dann, wenn unsere Energie mehr im Körper als im Kopf ist. Ich kann das nicht genau erklären. Es findet ein Wechsel auf dem energetischen Niveau statt. Man beginnt mit der Praxis, und ab einem bestimmten Zeitpunkt überholt uns die Praxis.

Aber das geht hin und her: Irgendwann bin nicht mehr ich es, der etwas macht: Auf dem Zafu ist niemand mehr. Aber dann kommt der Zeitpunkt, wo so sehr niemand mehr auf dem Zafu ist, daß die Haltung schwach wird, die Energie so sehr abnimmt, daß man wieder zu denken beginnt. Wenn man oft praktiziert, nimmt man das wahr und konzentriert sich wieder. So ist Zazen. Es bewegt sich zwischen bewußter und unbewußter Konzentration. Man kann nicht immer nur auf einer Seite sein.

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Im bedingten Entstehen gibt es Empfindungen. Aus ihnen entstehen dann Wünsche. Man kann vielleicht auch sagen, es entstehen Ideen. Nun gibt es kleine und nicht so wichtige Wünsche oder Ideen, aber es gibt auch Wünsche, die entscheidend sind und große Auswirkung haben können, die auch ein Leben verändern können. Wie unterscheidet oder bewertet man Wünsche? Wie entscheidet man, ob ein Wunsch wirklich tief und echt ist und man ihm folgen sollte oder ob man ihn abscheiden sollte.

Meiner Meinung nach ist das nicht das wirkliche Problem, denn ein Wunsch kann sehr tief sein und vielleicht sollte man ihn trotzdem abschneiden. Vielleicht ist er sehr oberflächlich und man sollte ihm folgen. Das Kriterium ist nicht die Tiefe des Wunsches, sondern man muss die Intuition oder Weisheit haben zu sehen, was die Folgen der Verwirklichung des Wunsches sind. Das ist das einzige Wichtige. Wenn man ein Wunsch hat, ist die Frage nicht, ob man ihn verwirklichen soll oder nicht, sondern ob die Verwirklichung dieses Wunsches gute Konsequenzen haben wird oder nicht. Wird daraus eine schmerzhafte Anhaftung entstehen und Leid für mich und andere? Das ist das Kriterium.

Aber manchmal hat man nicht die Sicherheit, ob man genug Weisheit entwickelt hat, um über diesen Wunsch überhaupt entscheiden zu können.

Ja, das stimmt. Völlige Weisheit würde Allwissendheit voraussetzen, dass man eine umfassende Sicht hätte, denn die wechselseitige Abhängigkeit ist sehr komplex. Es ist nicht nur mein Wunsch und ich realisiere ihn, also nicht nur eine Ursache und eine Wirkung, sondern es gibt jede Menge anderer Phänomene, die einwirken. Man kann nie sicher sein, wohin die Befriedigung eines Wunsches führt. Dafür gibt es jede Menge Beispiele.

Der klassische Wunsch des Menschen ist es, einen anderen Menschen zu lieben. Man wünscht eine Beziehung mit jemandem, man verliebt sich, man liebt sich. Zu diesem Zeitpunkt hat man Vertrauen, ist glücklich. Aber man ignoriert vieles, z.B. das Karma der Person, in die man sich verliebt hat. Oft macht Verliebtheit blind für den anderen. Man sieht nur die guten Seiten. Einige Monate, nachdem das Baby geboren wurde, sind die Eltern schon getrennt. In dem Augenblick, in dem man sich zum Akt entschlossen hat, hat man weder den anderen wirklich gesehen, noch sich selbst in der Wechselbeziehung mit ihm.

Auch kann man glücklich darüber sein, Kinder zu haben. Doch kann es sein, dass die Kinder kriminell werden. Die Eltern bemühen sich, den Kindern eine gute Erziehung zu geben, doch die Kinder beginnen zu klauen. Man war völlig glücklich ein Kind zu haben, aber jetzt hat man einen Dieb. Wer hätte das denken können?

Ich glaube, dass man immer ein Risiko eingeht. Wenn man kein Risiko eingehen will, muss man sich zurückhalten.

Soll das heißen, dass man Vertrauen in sich selbst haben sollte und in den Weg, den man geht?

Ganz im Gegenteil: Ich glaube, dass Weisheit darin besteht, nicht zuviel Vertrauen zu haben. Denn es gibt viele Aspekte unserer selbst, die wir bisher nicht erkannt haben. Es ist weiser, sich seiner Unwissenheit bewusst zu werden und der Tatsache, dass man nicht alle Parameter meistern kann, dass es viele Unbekannte gibt. Das führt zur Vorsicht. Zuviel Vertrauen in sein eigenes Karma ist gefährlich.

Ich glaube aber, dass die Menschen Vertrauen in etwas viel Wichtigeres haben sollten, in ihre wirkliche Buddha-Natur. Dazu haben sie nicht genug Vertrauen. Sie haben davon sprechen gehört, aber ihnen fehlt der Kontakt mit dieser Dimension ihres Lebens. Daher glauben sie, dass es fast unmöglich ist, das Erwachen zu realisieren, dass das schöne Geschichten sind, die man erzählt, die anderen passieren können, aber die einem selbst nicht geschehen werden. Den Leuten fehlt dann der Mut, sich auf dem Weg zu engagieren oder wenn sie es tun, machen sie es oft mit einem materialistisch Geist, wenn der Weg Vorteile für ihr eigenes Ego bringt. Aber sie gehen nicht das Risiko ein, für den Weg etwas aufzugeben. Etwas aufzugeben, ohne zu wissen, was man als Gegenwert bekommt, ist für viele sehr gefährlich.

Um loslassen zu können, muss man Vertrauen haben. Wenn man sein eigenes Ego aufgibt, ist das, was man realisiert, viel wichtiger und tiefer. Daraus entsteht ein viel tiefes Glück. Hat man dieses Vertrauen nicht, bleibt man bei seinen kleinen egoistischen Wünschen.

Ich glaube, Vertrauen ist wichtig. Aber Vertrauen in was? - In mich als vom Karma bedingtes Individuum? - Vorsicht, Misstrauen. - In mich als Buddhanatur? - Ja.

Wir haben diese beiden Aspekte in uns.


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